Ärztliches Medienverhalten: Wandel durch Digitalisierung und KI

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Ärztliches Medienverhalten: Wandel durch Digitalisierung und KI

Die Digitalisierung hat das Kommunikationsverhalten von Ärzten in den letzten Jahren maßgeblich verändert. Mit der steigenden Verfügbarkeit digitaler Tools, wie Künstlicher Intelligenz (KI), und neuen Kommunikationskanälen stehen Ärzte vor einer Vielzahl von Möglichkeiten, sich zu informieren und mit der Industrie zu interagieren. Doch wie genau sieht das aktuelle Medienverhalten von Ärzten aus, und welche Rolle spielen Pharmareferenten dabei?

 

1. Digitale Kanäle bevorzugt

Laut dem Bericht "Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2023" der Stiftung Gesundheit, greifen 79% der Ärzte regelmäßig auf digitale Medien zu, um sich über neue Therapien und medizinische Entwicklungen zu informieren. Zu den meistgenutzten Plattformen gehören Medscape, UpToDate und DocCheck, die es Ärzten ermöglichen, auf aktuelle Forschungsergebnisse, Leitlinien und Fachliteratur zuzugreifen. Besonders im Bereich der Fort- und Weiterbildung bevorzugen viele Ärzte digitale Formate: 58% nehmen regelmäßig an Webinaren teil, während 41% Online-Kurse besuchen, um ihre medizinischen Kenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten.

In einem Interview mit Dr. Susanne Müller, Allgemeinmedizinerin aus Hamburg, betonte sie: „Für mich sind Webinare ideal. Ich kann sie jederzeit in meinen vollen Praxisalltag integrieren und muss nicht reisen. Die Möglichkeit, mich digital mit Experten und Kollegen auszutauschen, macht die Fortbildung für mich viel einfacher und effizienter.“

 

2. Pharmareferenten im Wandel

Die Studie der Unternehmensberatung Roland Berger von 2022 untersuchte das Kommunikationsverhalten von Ärzten und stellte fest, dass 60% der befragten Ärzte mittlerweile digitale Kommunikationskanäle gegenüber persönlichen Besuchen bevorzugen. Gründe hierfür sind die größere Flexibilität und die Möglichkeit, Informationen jederzeit abrufen zu können. Die Studie hob auch hervor, dass 43% der Ärzte während der Pandemie den persönlichen Kontakt zu Pharmareferenten verloren haben, was die Akzeptanz von digitalen Formaten wie E-Mail-Newslettern und Video-Calls deutlich erhöhte.

Dr. Thomas Keller, Kardiologe aus München, erklärte in einem Interview: „Ich habe immer noch Pharmareferenten, die mich persönlich besuchen, aber ehrlich gesagt bevorzuge ich es mittlerweile, die Informationen digital zu bekommen. So kann ich mich in Ruhe einlesen und die Dinge zu einem Zeitpunkt besprechen, der für mich passt.“

 

3. Künstliche Intelligenz als Helfer

Der Bericht "KI im Gesundheitswesen 2023" der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass 42% der Ärzte bereits KI-gestützte Systeme in ihrer täglichen Arbeit nutzen. Diese Systeme helfen nicht nur bei der Diagnose, sondern auch bei der Planung von Behandlungen und der Verwaltung von Patientendaten. Besonders in der Radiologie und der Onkologie sind KI-Anwendungen weit verbreitet, da sie bei der Auswertung von Bildern und der Analyse großer Datenmengen eine hohe Präzision bieten. In der Onkologie hilft KI, genetische Profile von Tumoren zu analysieren und personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.

Dr. Michael Weber, Radiologe aus Frankfurt, erklärt: „Wir nutzen in unserer Klinik KI, um Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen zu analysieren. Die KI kann Anomalien erkennen, die manchmal vom menschlichen Auge übersehen werden. Das spart uns Zeit und erhöht die Genauigkeit. Besonders in der Früherkennung von Krankheiten wie Lungenkrebs ist das ein unschätzbarer Vorteil.“

 

4. Medienvielfalt fordert Anpassung

Laut einer Studie der Universität Mannheim aus dem Jahr 2022 ist der Konsum von audiovisuellen Medienformaten unter jüngeren Ärzten stark gestiegen. Die Studie zeigt, dass 68% der Mediziner unter 40 Jahren regelmäßig Podcasts hören, während 55% sich auf YouTube medizinische Erklärvideos ansehen. Auch mobile Apps, die den Zugang zu Fachinformationen erleichtern, sind immer häufiger in Gebrauch.

Dr. Lena Huber, eine junge Ärztin aus Köln, berichtete im Interview: „Ich nutze fast täglich medizinische Podcasts, da ich sie während meiner Pendelzeit hören kann. Sie bieten einen kompakten Überblick über aktuelle Themen und Diskussionen, ohne dass ich mich stundenlang in Artikel einlesen muss. YouTube ist ebenfalls eine gute Quelle, vor allem wenn es um visuelle Erklärungen komplexer medizinischer Konzepte geht.“

 

5. Die Zukunft: Hybrid-Ansätze

Die Studie *"The Future of Pharma Sales"* von McKinsey aus dem Jahr 2022 prognostiziert, dass bis 2025 mehr als 70% der Interaktionen zwischen Pharmaunternehmen und Ärzten hybrid ablaufen werden. Das bedeutet, dass der persönliche Kontakt weiterhin wichtig bleibt, aber durch digitale Interaktionen ergänzt wird. Pharmareferenten müssen lernen, die Vorteile beider Ansätze zu kombinieren, um Ärzte effektiv zu erreichen. Besonders in Zeiten von Krisen, wie der COVID-19-Pandemie, zeigte sich, dass digitale Kanäle eine unverzichtbare Alternative sind.

Dr. Keller aus München sieht das genauso: „Hybride Modelle sind die Zukunft. Ich schätze es, wenn mich ein Referent persönlich besucht, aber digitale Updates sind für den Alltag praktischer. Die Kombination aus beidem wird langfristig der Standard sein.“

 

Fazit: Anpassung an neue Gegebenheiten

Das Medienverhalten von Ärzten entwickelt sich stetig weiter. Die Integration digitaler Tools, der Einsatz von KI und der Wandel der Pharmakommunikation spiegeln die neuen Anforderungen wider, mit denen Ärzte täglich konfrontiert sind. Für die Pharmaindustrie bedeutet dies, flexibel und innovativ zu agieren, um den sich verändernden Bedürfnissen gerecht zu werden.

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Karriere